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Kleiner Beitrag zum tragischen Bewusstsein der Menschheit:
Zwischen 1780 und 1850 setzte sich die Dampfmaschine in der Industrie durch. Dampf ist Wasser, erhitzt. Von was? Von Kohle. Kohle wird aus der Erde geholt, irgendwo hingebracht, und dann verbrannt. Der Kohlozid rief die Rachegeister auf den Plan. Die Kohle existiert erdgeschichtlich, ihr Zeithorizont beschränkt sich nicht auf das nächste Börsenjahr. Nahe an der Ausrottung, schmiedete die Kohle einen schlagkräftigen Plan: Das Wetter anzurufen, das ja auch keine Funktion mehr zu haben drohte in der Regulierung der Produktion. Das Wetter machte gerne mit. Zusammen schmiedeten sie einen 200 Jahresplan zur Wiederherrstellung der Relevanz des Wetters und zum Schutz der Kohle. In diesen Jahrzehnten wird sichtbar, was das heisst. Setzen wir den Kohlozid fort, schlägt das Wetter zu, je länger je heftiger. Leider ist das Wetter auf einem Auge blind, überschwemmt und flutet beliebig, ohne Rücksicht auf bisheriges Verhalten. Die Kohlekiller der vergangenen 200 Jahre können sowieso nicht mehr belangt werden, und auch wer heute noch Kohle verbrannt, ist meistens vor dem Wetter geschützt. Fakt: Wasserkraftwerke ("Naturbetrieben") waren immer abhängig vom Wetter. In Trockenperioden liefen die Wasserräder weniger stark, und wenn alles gefroren war, lief gar nichts mehr. Durch die Automation (Dampfmaschine) wurde die Instustrie unabhängig vom Wetter. 200 Jahre später sagt das Wetter, entschuldigen Sie, sie können die Rechnung ohne mich leider nicht machen, und stellt die Abhängigkeit wieder her. Andreas, 9.2.2021
Besuch bei Phil Ayres, Architekt, Pilzforscher und Flechtenthusiast

Ich besuche Phil at home. Er ist Architekt, seine Frau ist Architektin, die Kinder haben Ferien und lungern herum.
Ein Sohn macht Schneebälle und fragt nach einer Karotte. Ein anderer Sohn kommt später und wirft einen Schneeball gegen die Haustür, die sich öffnet, und dann steht da der Postbote und übergibt ein Paket. Die Jüngste Tochter tippt auf einem Ipad herum, während die ältere Tochter auf einem anderen Gerät einen Film schaut. Der Raum ist hoch. Ein paar freistehende Balken grenzen einen oberen Bereich ab. An den Balken hängt eine Schaukel. Die Balken tragen ein paar Bretter, auf denen Matrazen liegen. Im freistehenden Bereich sind ein paar Strukturen angebracht: Aus Holzleisten gebogene und geflochtene Gebilde, erinnern an organisches Material, DNA, oder Fotos des Hubble Teleskopes: Geschwungen, simpel und komplex zugleich. Phil sagt, als die jüngste Tochter neugeboren war, starrte sie immer auf diese Strukturen, gebannt.
Phil forscht an Pilzen, ist in Kontakt zu Wissenschaftlern, die die Intelligenz von Pflanzen untersuchen, und untersucht auch Prinzipien des Flechtens. Er erzählt mir von einem Pawlowschen Experiment mit Pflanzen: Einer Pflanze wurde beigebracht, ihre Elektrische Aktivität zu benutzen, um das Licht an- und auszuschalten. Der Forscher schaltete ein paar Tage lang immer das Licht an, wenn die elektrische Aktivität ein bestimmtes Level erreichte. Danach regulierte die Pflanze ihren Lichtbedarf selbst. Phil: Unsere Gesellschaft wird die Aktivität, Intelligenz und Funktion der Pflanzen immer mehr schätzen lernen". Im Moment untersucht dieser Forscher die "Sprachaktivität" von Pilzen anhand der Sporenbildung. Denn die Sporen bilden sich immer unterschiedlich, je nach äusseren Umständen: Wird physischer Druck auf den Pilz ausgeübt, die Hitze erhöht, die mineralischer Struktur verändert: Immer verändert auch der Pilz seine Muster zur Sporenbildung. Der besagte Forscher verglich die Komplexität der Muster mit der Komplexität der Europäischen Sprachen. Und das "sprachliche Muster" der Pilze ist komplexer als das der komplexesten Europäischen Sprache: Finnisch. Phil versteht selbst nicht, was das bedeuten soll. Was jedenfalls durch solche Experimente gezeigt wird, ist, dass wir nun halt nur "humanistischen" Zugang zur Welt haben. Die Intelligenz all dieser Wesen können wir überhaupt nicht verstehen. Wenn eine Pflanze in der Lage ist, das Licht an- und auszuschalten, wenn Pilze verseuchten Boden schneller und mit weniger Nebeneffekten reinigen können als sämtliche laborhergestellten Chemikalien, dann müssen wir uns fragen, ob diese Kreaturen den Menschen einfach mit einigermassen stoischem Gleichmut zuschauen, wie sie sich mittelfristig selbst dezimieren. Pilze sind auf der Welt seit Millionen von Jahren, sie haben es nicht pressant. Aus einer Sicht von 1000, 4000 Jahren, ist der Klimawandel vielleicht eine Transformation von vielen, den diese Kreaturen, selbst wenn die Änderungen massiv sein werden, locker meistern werden. Die Frage ist, ob wir dabei extinct gehen.
Im Moment untersucht Phil mit seinen Freunden, wie man Pilze so züchten kann, dass sie selbst das organische und auch lebendige Material sind, in dem man wohnen kann: Also zum Häuserbau. Die Frage ist, wie kann man Architektur nicht repräsentativ denken ("Ich bin der Architekt, und will diese Form so"), sondern eher verkörperlicht, verweltlicht, wie einen Garten: Wir errichten eine Anlage, aber ganz genau, im Detail, hat die Anlage eine eigenständige, noch zu entwickelnde zukünftige Form: Sie lebt. Wir können das Haus pflegen, und ihm beim Sein zusehen und es unterstützen, aber wir beherrschen es nie komplett: Eine Entwicklung in einem Prozess. Zur Zeit existieren Techniken, Pilze in eine Form zu bringen (zB. wie Backsteine) und dann zu töten. Dann leben sie nicht mehr und können geschichtet werden. Die Frage ist, was passiert, wenn Pilze innerhalb einer gegebenen Form weiterexistieren können, und koexistent mit ihnen: Wir.
Dafür flechtet Phil, und zwar nach Techniken, die ihm Alison Grace beigebracht hat: Statt mit binärer Technik (Zwei Stränge, Vierecke) arbeteitet er mit einer nach oben offenen Anzahl Strängen. Die Löcher sind 5eckig, 6, 7 etc. Jede geometrische Variation erzeugt eine andere Beugung im Material, so dass die komplexesten Formen entstehen können. "Kinderleicht", sagt Phil - alle seine Kinder (mit Ausnahme der Kleinsten, die zwei ist), können es schon.

Ich möchte mit Phil einen Anthropozänlehrgang machen. Vielleicht ein Besuch in seinem Studio mit den ganzen Pilzkulturen. Auf jeden Fall machen wir als nächstes einen Flechtworkshop mit den KIndern. Andreas 16.02.21
I 8> my Staubsauger.

Habe ihn geerbt, nach dem er schon ein paar Jahre jemandem gut gedient hat. Musste ihm damals zweimal einen freundschaftlichen Klaps geben, dann funktionierte er wieder. Seit her sind nun 10 vergangen. Ich musste ihm zweimal tief auf den Grund gehen, ihn bis ins Innere analysieren und wieder zusammenflicken. Verstopfungen, Herzbrüche und Blockanden lösen. Er zieht mich immer noch an. Ein Klebeband überm Anlasser, sonst will er nicht. Ein Gummiband am Hals sonst pfeift er. Eine falsche Schraube ist besser als eine lockere. Ich hoffe, dass wir noch lange zusammen sauber bleiben.
Score Liste für Klima Performer

1. Baue eine imaginäre Dampfmaschine, erkläre sie, und lass sie laufen.
2. Baue ein imaginäres Wasserkraftwerk, erkläre es, und lass es laufen.
3. Baue Zeit und Raum um. Einmal für ein Herausholen des maximalen Profits, einmal für ein angleichen an das, was Deine an sich vorhandene Umgebung halt so anbietet.
"Ich glaube, dass es in der ökologischen Politik um die Erweiterung, Veränderung und Entwicklung neuer Formen des Vergnügens geht und nicht darum, die spärlichen Freuden noch weiter einzudämmen, die wir bereits geniessen, weil wir nur so denken können, wie es unsere aktuellen Tätigkeitsweisen erlauben."
Timothy Morton, in "Ökologisch sein" 2018
"Welcher Art wären diese Freuden jenseits der Öl-Ökonomie?"
THE FLY
by William Blake

Little Fly,
Thy summer’s play
My thoughtless hand
Has brushed away.

Am not I
A fly like thee?
Or art not thou
A man like me?

For I dance
And drink, and sing,
Till some blind hand Shall brush my wing.

If thought is life
And strength and breath
And the want
Of thought is death;

Then am I
A happy fly,
If I live,
Or if I die.
https://therightsofnature.org/
"Glaube ich auch." 2.März 21 Andreas Liebmann